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Käfig? Aquarium? Terrarium? GrundsätzlichesRatten sollten so optimal wie möglich gehalten werden, für ihr Wohlbefinden ist dies von sehr grosser Bedeutung. In oftmals zu kleinen Behältnissen ist z. B. eine ausreichende Strukturierung gar nicht durchführbar. Die Käfige sind falsch ausgestattet und lassen "natürliche" Verhaltensweisen (zu welchen auch Graben und Buddeln gehört), gar nicht oder in nicht ausreichendem Mass zu. Zwar sind Ratten sehr anpassungfähig, aber manche Haltungssysteme erfüllen häufig nicht einmal die minimalsten Bedürfnisse, so dass ihr Wohlbefinden stark vermindert ist. Die Voraussetzung, dass ein Tier seinem Verhaltensrepertoire entsprechende Verhaltensweisen äussert ist, dass sein Lebensraum (Käfiggrösse und Ausstattung) ihm dies auch in ausreichendem Masse ermöglicht. Möglicherweise ist es nicht immer eindeutig zu erkennen bzw zu beurteilen, ob sich die Ratten bei einer "andersartigen" Haltung (ohne, wenig Einstreu oder nur auf Zeitung, wovon ich abrate) auch wirklich wohlfühlen.Ist der Käfig zu klein und fehlen entsprechende Objekte, d. h. wird der Ratte zu wenig Einstreu angeboten, was zum Graben völlig unzureichend ist, so sind zwar Ansätze zum Wühlen erkennbar. Haben Ratten ausreichend Platz zur Verfügung und erhöht man die Einstreu (etwa 7-8 cm), so werden die Tiere ganz sicher bald mit regem Graben beschäftigt sein. Ich kann dies fast täglich bei meinen Ratten beobachten. Zeigen jedoch Ratten genetisch bestimmte Verhaltensweisen, wie u. a. Brutverhalten, so ist dies nicht unbedingt auf Wohlbefinden bzw "richtige" Unterbringung zurueckzuführen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass verbesserte Haltungbedingungen eine erhöhte Aktivität bestimmter Immunzellen zur Folge haben, was sich auf die Vitalität und Gesundheit der Ratten niederschlägt. Ausgeglichenes Wesen, weniger Aggressionen, gut kompatible Gruppen, genügend Freiraum für individuelle Bedürfnisse und Rückzugsmöglichkeiten, erhöhte Aktivität sind nur einige wenige weitere Vorteile optimaler Haltungbedingungen. Es ist hinlänglich bekannt, dass Ratten niemals einzeln gehalten werden sollten, sofern ein Tier nicht an einer ansteckenden Krankheit leidet, die vorübergehend eine Einzelunterbringung erforderlich macht. Es mag vereinzelt auch verhaltensgestörte Individuen geben, die nicht mehr in eine Gruppe einzugliedern sind. Es sollten jedoch Ausnahmen bleiben, wenn Ratten nicht mit ihresgleichen gehalten werden. Wer begrenzt Platz zur Verfügung hat, sollte sich dennoch zur Haltung von mindestens drei Ratten entschliessen. Für drei Tiere wird zu einem Käfig-Mindestmass von 80 cm Breite, 40-50 cm Tiefe und 100 cm Höhe (besser grösser!) geraten. Grundsätzlich kann ein Käfig niemals gross genug sein! Je mehr Platz zur Verfügung steht, desto weniger häufig kommt es zu Aggressionen, die sich sonst im beengten Käfig an Artgenossen entladen. Dass die Ratten täglich unter Aufsicht entsprechend Freilauf bekommen, sollte selbstverständlich sein. Viele machen den Fehler, den Käfig mit zu viel Utensilien und Spielzeug unnötig vollzustopfen, so dass für die Ratten selbst oft nur noch wenig Platz zum Laufen und Klettern übrig bleibt. Die Krallen können sich Ratten weder an groben Ästen noch an "umgedrehten" Kacheln, wie irrtümlich angenommen wird, abwetzen. Schneiden der Krallen ist meist nicht nötig, es sei denn, eine Kralle ist eingerissen. Dann bitte sehr vorsichtig vorgehen, denn die Blutgefäße wachsen mitunter bis weit nach vorne und eine Blutung lässt sich oft nur schlecht stillen (evtl. Clauden-Watte auf die blutende Kralle drücken). Ein kleiner Nagelclipser tut hier gute Dienste, oder auch eine kleine Nagelschere. Käfig, Terrarium, oder Aquarium - was ist geeignet?Vorteile - Nachteile, Tipps zu EinrichtungsmöglichkeitenAquarium Wenn ein Aquarium als Rattenheim zum Einsatz kommen soll, darf dies eine Abmessung von 100 cm x 40 cm x 40 cm nicht unterschreiten (besser: 100x50x50 cm oder grösser) und eine Ganzgitterabdeckung ist unverzichtbar. In einem Aquarium mit o. g. Abmessung sollten dauerhaft nicht mehr als 3 erwachsene Ratten untergebracht werden. Einrichtungsvorschlag für ein Aquarium : Ein 1 m-Becken (oder grösser) kann mit wenigen Hilfsmitteln eingerichtet werden. An beiden Schmalseiten können und sollten Hocker angebracht werden (sind einfach aus Hartholz herstellbar), die etwa halb so hoch wie das Becken selbst und auch so tief wie dieses sein sollten, mit einer Breite von etwa 20 cm (bei grösseren Becken evtl auch breiter). Werden diese genau eingepasst, haben sie auch ohne eine weitere Befestigung einen guten Halt, wackeln und kippen nicht. Ratsam ist es, auf diesen Hockern etwa 3 bis 4 Lagen Tageszeitungen auszulegen, angepasst an die Hockergrösse und evtl an einer Seite zwischen Beckenwand und Hocker eingeklemmt, so dass die Zeitungen von den Ratten nicht so leicht heruntergerissen werden können. Die Zeitungen saugen Urin auf und können regelmässig ausgetauscht werden (meist muss nur die oberste Schicht erneuert werden). Die Hocker selbst bleiben so frei von Verschmutzung. Ratten, die diese "Zeitungsunterlagen" bisher noch nicht kannten, müssen sich erst daran gewöhnen, d h in der ersten Zeit werden sie wahrscheinlich immer wieder versuchen, die Zeitungen zu zerschnipseln. Geduld ist hier gefragt und stete Erneuerung der Zeitungen. Dann klappt es bestimmt. Gibt man den Ratten zusätzlich Zeitungen zum Zerreissen und anderes Beschäftigungsmaterial, bleiben die Zeitungen auf den Hockern meist unberührt. Werden die Zeitungen regelmäßig erneuert, entsteht auch kein unangenehmer Geruch durch mit Urin verschmutztes Holz. Die Hocker, ebenso die an den Längsseiten angebrachten Laufbretter, sind gut geeignet als Liegeplatz. Die Ratten halten sich gerne in diesen "oberen Etagen" auf. Sie sind somit nicht gezwungen, sich ausschliesslich in Bodennähe aufzuhalten und können im oberen Bereich durch die Gitterabdeckung problemlos "Frischluft" einatmen. Bei der Verwendung eines Aquariums als Rattenwohnheim muss unbedingt dick eingestreut werden und es ist penibel auf Sauberkeit zu achten. Zum Kot- und Urinabsetzen stark frequentierte Ecken müssen täglich kontrolliert und die Einstreu in diesem Bereich erneuert werden. Das kostet nur wenig Zeit, wenn es konsequent durchgeführt wird und eine Belastung durch Ammoniak ist dann auszuschliessen. Auf einem der Hocker kann ein offenes Wassergefäß aufgestellt werden. Der Behälter kann in dieser Höhe nicht durch Einstreu verschmutzt werden. Gleiches gilt für die Futterschale (evtl auf dem gegenüberliegenden Hocker anbringen). Zusätzlich kann (und sollte) eine Wasserflasche angebracht werden. Entsprechende Halterungen können z B aus sehr festem Draht leicht selbst gebastelt werden. Dieser wird an der Flasche befestigt (Flasche mit dem Draht umwickeln und evtl mit Tesa-Band fixieren). Ein weiterer Draht (ebenfalls am Draht an der Flasche befestigen) dient zum "Einhängen" der Flasche am Beckenrand. Die Wasserflasche muss so (tief) hängen, dass sie von den Ratten gut erreicht werden kann. An einer Längsseite des Beckens (ist auch an beiden Seiten möglich) habe ich bei meinen Becken "Laufbretter" angebracht. Sie führen von einem Hocker zum anderen und haben die Länge des Beckens, also knapp1 m .Die Laufbretter liegen auf beiden Hockern auf (unter den Zeitungen). Man kann dafür entweder ein dünnes Holzbrett (evtl Sperrholz) verwenden, gut geeignet ist auch besonders dicker Karton (gibt es Baumarkt oder Schreibwarenhandel). Er muss so dick sein, dass er sich nicht durchbiegt!! Darauf habe ich Velourteppichboden geklebt, der bei Bedarf regelmäßig erneuert wird. Die Ratten rutschen nicht von den Brettern ab, ihre Füße haben einen guten Halt, ausserdem ist der Velourbelag angenehm weich (ebenso die Zeitungsauflagen) und beugt so Bumblefoot vor!! Auch der Austausch dieser "Laufbretter" ist kein Problem, kostet nicht viel und ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Es kann auch eine Leiter angebracht werden, die vom Boden auf einen Hocker führt (je nach Bedarf und Grösse des Beckens auch zwei). Anstelle einer Leiter kann man auch eine Rampe anbringen, ebenfalls aus Holz oder sehr dickem Karton und beklebt mit Velourteppichboden, damit die Ratten nicht abrutschen. Besonders gut geeignet bei älteren, behinderten und kranken Ratten. Durch die Hocker und das/die an den Längsseiten angebrachte(n) Laufbrett(er) schaffen wir in einem Aquarium zusätzliche Lauf- und Ruheflächen. Unter einem der Hocker kann z B ein selbstgebasteltes Haus (aus Karton, das jedoch regelmäßig erneuert werden sollte) oder ein fertig gekauftes (besser geeignet) aus Kunststoff angebracht werden. Wer dies nicht möchte, der kann auch nur "Nistmaterial" unter einem der Hocker anbringen (Holzwolle, geschredderte Zeitungen). Dieser Platz kann so gut als Schlafplatz genutzt werden und wird von meinen Ratten auch sehr gerne angenommen. Ein Behälter mit oben genannter Abmessung sollte nicht mit unnötigen Utensilien vollgestopft werden, damit den Ratten noch ausreichend Raum bleibt, sich frei zu bewegen. Auch hier gilt, lieber beim Freilauf für entsprechend Abwechslung sorgen. Im Ganzgitterdeckel können eine (oder evtl zwei) Hängematten, fertig gekaufte Frettchenhängematten oder selbst gebastelte aus Hand- oder Geschirrtüchern, die bei allen Ratten sehr beliebt sind, gut eingehängt werden (ich befestige meine mit ganz grossen Büroklammern, die regelmässig gegen neue ausgetasucht werden). Es gibt noch viele andere Möglichkeiten der Befestigung (Baumarkt). Beim Öffnen des Deckel darauf achten, dass keine Ratte in der Hängematte liegt! ![]() Da die Luftzirkulation in einem Terrarium besser ist als in einem Aquarium, sollten obige Punkte unbedingt beachtet und nicht mehr als 3 Ratten in einem 1 m-Aquarium untergebracht werden. Täglich ausreichend Freilauf ist bei jeder Art der Rattenhaltung Voraussetzung. Bei Einhaltung erwähnter Gesichtspunkte ist eine Haltung in einem geschlossenen Behälter mit Ganzgitterdeckel möglich. Ein geschlossener Behälter (Aquarium/Terrarium) darf jedoch nie direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden! Das Becken heizt sich gleich einem Auto, das in der Sonne steht, unglaublich auf. Bei der Standortsuche muss dies unbedingt berücksichtigt werden. Die Vorteile einer Haltung im Aquarium: Guter Zugriff von oben über die gesamte Fläche Leichtes Reinigen möglich incl der Glasflächen (Kloecken täglich) Keine Verschmutzung im Raum durch herausfallende Einstreu und dadurch auch eine dicke Einstreuschicht (ist unbedingt empfehlenswert) möglich Bei regelmäßiger Reinigung keine unangenehme Geruchsbelästigung Nachteil: Je nach Größe des Beckens: Besatzdichte darf auf keinen Fall überschritten werden Terrarium Ein Terrarium ist weitgehend ähnlich nutzbar wie ein (ausgedientes) Aquarium. Ein richtig gebautes Terrarium sollte an zwei Seiten belüftet werden. Einmal an der Vorderseite unten und an der Rückseite oben. In einem Terrarium steigt die warme Luft nach oben und entweicht durch die obere Belüftung, dadurch entsteht im Terrarium ein gewisser Sog. Dieser Sog sorgt dafür, dass durch die untere Belüftung frische Luft eingesaugt wird. Unter diesen Aspekten ist entsprechende Luftzirkulation gewährleistet. Standort und Einrichtung: Wie Aquarium Käfig Wie bereits unter "Rund um die Rattenwohnung" erwähnt, darf auch ein Käfig ein gewisses Mindestmass nicht unterschreiten. Eine Größenangabe kann allenfalls als Richtwert oder Anhaltspunkt dienen. Je grösser ein Käfig, desto besser für das Allgemeinbefinden der Ratten Wer einen Käfig bevorzugt, selbst aber keine Zeit hat für den Selbstbau oder weniger geschickt ist, der kann und muss auf die im Handel angebotenen Käfige zurückgreifen. Geeignet sind zum Beispiel Freiflugvolieren für Vögel, Chinchillakäfige, Streifenhörnchenkäfige oder (nur bedingt) grosse Meerschweinchenkäfige. Auf vielen Internetseiten werden unzählige Fotos von Käfigen gezeigt, inklusive unterschiedlichster Einrichtungsmöglichkeiten. Fehler, die immer wieder erkennbar werden, sind überladene Käfige, vollgestopft mit allen möglichen Dingen, die völlig unnötig sind. Dicke Äste nehmen häufig nur viel Freiraum und sind überflüssig. Auch übermässig viele Kork- oder Pappröhren und dergleichen sind völlig unnötig. Selbst ein grosser Käfig sollte wenn möglich nur mit den "wichtigsten" Dingen ausgestattet werden. Je nach Größe mit eienm oder zwei Häusern, Hängematten, eine begrenzte Anzahl von Leitern und Röhren. Futter und Wassergefässe sind eine Selbstverständlichkeit und sollten nicht extra erwähnt werden müssen. Manche Käfige sind mit zu vielen Trennetagen ausgestattet, die Grundfläche ist zu klein bemessen und die einzige Bewegungsmöglichkeit der Ratten ist dann das Umherhangeln am Käfiggitter. Dabei wäre eine grosse Freifläche im Käfig wichtig, da die meisten Ratten sehr viele Stunden darin verbringen müssen. Entgegen weit verbreiteter Meinung ist unsere domestizierte Form der Wanderratte mehr bodenständig. Das heisst, sie klettert bei der Heimtierhaltung überwiegend deshalb relativ viel, weil die angebotenen Käfige meist keine anderen Bewegungsabläufe zulassen. Eine Seite des Käfigs kann verkleidet werden, damit die Ratten sich auch in einen dunkleren Bereich zurückziehen können. Es wäre falsch, mehrere oder gar alle Seiten des Käfigs abzudunkeln. Der Standort eines Käfigs sollte so gewählt werden, dass die Ratten vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind, bzw entsprechende Rückzugsmöglichkeiten haben müssen. Vorteile der Käfighaltung: Gute Durchlüftung/Luftaustausch gewährleistet (bei schlechter Reinigung ebenfalls Ammoniakbildung auch dort möglich) Je nach Größe für die Haltung von mehr als 3 Tieren geeignet. Nachteil: Da Ratten durch das häufige Klettern am Gitter dieses gerne mit Urin markieren, kann es bei nur sporadischer Reinigung zu Geruchsbelästigung kommen. Das Käfiggitter sollte deshalb regelmässig gründlich gereinigt werden. Manche Käfige haben viel zu kleine Türen, schlechter Zugang und Zugriff auf die Ratten ist die Folge. Für alle Unterbringungsvarianten gilt: Eine dicke Schicht Einstreumaterial ist nötig. Wer sehr dick einstreut und regelmäßig die stark frequentieren Käfigecken reinigt, der kann eine "Generalreinigung" länger hinauszögern, ohne dass es zu Geruchsbelästigung oder gar Ammoniakbildung kommt (abgesehen vom verschmutztem Käfiggitter, das täglich mit einem feuchten Tuch abgewischt werden sollte). Einige Firmen bieten inzwischen Käfigsysteme an, die beliebig erweitert werden können. Viele sind jedoch noch relativ teuer und können, bzw. sollten vom Rattenhalter zudem einrichtungstechnisch individuell gestaltet werden. Störend an einigen dieser Käfigsystemen ist die deutlich erkennbare Sterilität. Viel Kunststoff, glatt, glänzend und kalt. Die Reinigung ist jedoch relativ einfach. Ein Käfig, in welchem Ratten häufig viele Stunden verbringen müssen, sollte zwar leicht und einfach zu reinigen sein, aber er muss vor allem auch Wärme und Wohnlichkeit ausstrahlen. Leitern aus blankem Stahl ergänzen bei einigen Anbietern das abschreckende Bild eines unwohnlichen Käfigs. Wer sich für eine Fertigbauvariante entscheidet, der sollte sich einen Anbieter aussuchen, der Wohnanlagen für Ratten anbietet, die variabel umgestaltet und "wohnlich" eingerichtet werden können. Mit etwas Fantasie kann der Rattenhalter hier wahre Wunder vollbringen. Die Etagen können z. B. mit weichen Velour-Teppichresten ausgelegt werden. Günstige Teppichreste bietet der Teppichbodenhandel an, so dass die ausgelegten Stellen bei starker Verschmutzung regelmäßig leicht erneuert werden können. Ich kenne eine Rattenhalterin, die ein Fertigbaumodell der Firma Uni Dom seit einigen Wochen mit ihren Ratten "testet". Sie verwendet als Auflagen Velourteppichboden und hat mit dem regelmäßigen Austausch keine Probleme. Die Ratten haben so einen angenehmen Untergrund, können nicht rutschen und liegen weich. Auch die Leitern hat sie so umgestaltet, dass Rattenfüßchen nicht hindurchrutschen können, bzw werden diese bei Bedarf durch Rampen ersetzt. |
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